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Informationen zum Thema „LRS”

Florian – ein Kind mit Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten

Stellen Sie sich vor, Sie haben einen Jungen, der Ihnen mit 12 Jahren so einen Brief schreibt! In Mathematik ist er ganz gut. Trotzdem werden Sie sich fragen, was mit Ihrem Sohn los ist. Er liest nur ungern und gezwungenermaßen. Seit einiger Zeit geht er gar nicht mehr gern in die Schule. Neulich erst hat der Deutschlehrer wieder angerufen, um mitzuteilen, dass Florian sich immer mehr zum "Klassen-Kasper" entwickelt.

Florian hat eine LRS. Dieses Schicksal teilt er mit ca. 10 % aller Mädchen und Jungen. Alle Kinder, die sich im Lese- und Schreiblernprozess befinden, machen Fehler. Hält aber die Verwechslung von Lauten an, werden Buchstaben vertauscht oder weggelassen und Wörter bis zur Unleserlichkeit verstümmelt, sollten wir hellhörig werden.

Häufig reagieren solche Kinder übersensibel auf Leistungsanforderungen aus Schule und Elternhaus. Sie sind ständig überfordert und stehen unter Druck. Das kann fatale Auswirkungen auf ihre Psyche haben. Sie leiden unter Konzentrationsmangel, reagieren oft aggressiv oder mit Resignation und Verweigerung.

 

Legasthenie oder Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten?

Von Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten (LRS) oder Legasthenie sprechen wir, wenn ein Kind das Lesen oder Schreiben in der dafür vorgesehenen Zeit nicht oder nur sehr unzureichend erlernt hat. Oft ist in diesem Fall auch das allgemeine Verhalten auffällig: Resignation, Aggressivität, Schulangst u.Ä.

Zur Kennzeichnung von besonderen Schwierigkeiten beim Lesen- und Schreibenlernen haben sich seit Beginn des 20. Jahrhunderts in verschiedenen Fachdisziplinen unterschiedliche Begriffe etabliert, die nebeneinander Verwendung finden. Welcher Begriff favorisiert wird, scheint allerdings weniger eine Frage des diagnostizierten Störungsbildes als vielmehr eine solche der Fachdisziplin zu sein, der sich der Diagnostiker zurechnet.

Der Begriff Legasthenie wurde Anfang des 20. Jahrhunderts von dem ungarisch-österreichischen Neurologen Ranschburg geprägt. Etwa zeitgleich setzte sich international die Bezeichnung Dyslexie zur Kennzeichnung von unerwarteten Schwierigkeiten beim Erwerb des Lesens und Schreibens durch. Im deutschsprachigen Raum etablierte sich daneben der Begriff der Lese-Rechtschreib-Schwäche sowie das Kürzel LRS. Mit der Revision der so genannten LRS-Erlasse in den 90er-Jahren wurde die Terminologie aus den Texten der Kultusbehörden verbannt und durch den Begriff Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten ersetzt. Das Kürzel LRS steht hierin jetzt nur noch für diesen Begriff.

Die neue Terminologie ist gut begründet. Die Verwendung des Legastheniebegriffs weckte nämlich bei medizinischen Laien häufig unerwünschte und falsche Assoziationen und trug dadurch zu einer unnötigen Stigmatisierung der Betroffenen bei. Außerdem konnte bislang kein überzeugendes und konsensfähiges Kriterium gefunden werden, das zu einer sinnvollen Unterscheidung verschiedener Untergruppen von Personen mit Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten geführt hätte.

Wir verwenden deshalb die Bezeichnungen LRS, Lese-Rechtschreib-Schwäche und Legasthenie zur Kennzeichnung von Schwierigkeiten beim Lesen- und Schreibenlernen nebeneinander, ohne damit Unterschiede in den jeweiligen Störungsbildern andeuten zu wollen.

 

LRS-Symptome

Anhand der nachfolgenden Liste können Sie selbst prüfen, ob bei einem Kind eine LRS vorliegt. Haben Sie mehrere Symptome bei einem Kind beobachtet, empfehlen wir Ihnen, eine Untersuchung auf LRS von einer anerkannten Stelle (Schulpsychologischer Dienst, Erziehungs- oder Legasthenie-Beratungsstelle, Psychologische Praxis, Neurologische Klinik etc.) durchführen zu lassen.

 

Lesen

  • Häufige Fehler beim lauten Lesen
  • Zahlreiche Selbstkorrekturen
  • Langsames bzw. mühsames Erlesen von Wörtern
  • Silbenweises Lesen von Wörtern
  • Wortweises Lesen von Sätzen und Texten
  • Probleme bei der Verschmelzung von Einzellauten zu Lautfolgen
  • Probleme bei der Sinnentnahme

 

Schreiben

  • Häufige Fehler beim Abschreiben
  • Zahlreiche Fehler in Diktaten oder Aufsätzen
  • Verwechslung visuell ähnlicher Buchstaben (z.B.: „dlau” statt „blau”)
  • Verwechslung von Buchstaben, die ähnliche Laute repräsentieren (z.B.: „krün” statt „grün”)
  • Auslassung von Buchstaben, so dass sich die Klanggestalt des Wortes ändert (z.B.: „Apfe” statt „Apfel”)
  • Auslassung von ganzen Wörtern und längeren Wortteilen (z.B.: „Fernseh” statt „Fernsehzeitung”)
  • Vertauschung der Buchstabenreihenfolge (z.B.: „Fabirk” statt „Fabrik”)
  • Häufige Fehler aufgrund der Nichtbeachtung bestimmter Rechtschreibregeln (z.B.: „Bager” statt „Bagger”)
  • Schreibhemmung

 

Gesprochene Sprache

  • Verwaschene Artikulation
  • Stockendes Sprechen
  • Wortschatzarmut
  • Wortfindungsstörungen
  • Häufige Bildung von grammatisch bzw. syntaktisch inkorrekten Ausdrücken

 

Merkfähigkeit

  • Geringe auditive Merkfähigkeit (z.B. beim Vokabellernen)
  • Geringe visuelle Merkfähigkeit (z.B. beim Einprägen von neuen Wortbildern)

 

Motorik

  • Allgemeine Ungeschicktheit
  • Verkrampfte Schreibhaltung
  • Undeutliches Schriftbild
  • Langsames Schreiben

 

Verhaltensauffälligkeiten

  • Reduziertes Selbstwertgefühl
  • Schulangst
  • Aggressivität
  • Clownerie
  • Hyperaktivität
  • Konzentrationsschwäche
  • Andere psychosomatische Störungen

Noch Fragen? Senden Sie uns Ihre Nachricht!

Kurz vorgestellt

Unsere LRS-Beratungsstelle wurde 1989 als Arbeitsgruppe der sprachwissenschaftlichen Abteilung des Germanistischen Instituts der RWTH Aachen gegründet.


Seit 1994 ist sie beim Amtsgericht Aachen als gemeinnütziger Verein registriert und seit 1995 vom Jugendamt der Stadt Aachen offiziell als Träger der freien Jugendhilfe anerkannt.

Unsere Angebote

  • Umfassende LRS-Diagnostik
  • Ausführliche Beratung
  • Individuelle Förderung
  • Förderung nach KJHG §35a
  • Regelmäßige Förderdiagnostik
  • Außenstellen im Dreiländereck
  • Kooperationen mit vielen Schulen
  • Online-Diagnostik
  • Ergänzende Lernspielsoftware

 

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