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LRS - Nachteilsausgleich oder nicht?

Gast , 24.01.2011 19:09
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Gast

Irene schrieb am 1295892572 zum Thema: LRS - Nachteilsausgleich oder nicht?
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Bei meinem Sohn (10J, 5. Klasse Gymnasium) wurde jetzt -kurz vor`m Zwischenzeugnis- eine LRS festgestellt. Er liest sehr viel und auch flüssig, hat aber Probleme bei der Rechtschreibung. Jetzt stellt sich für uns die Frage, wie damit umzugehen ist:
- ist ein Nachteilsausgleich sinnvoll oder wird das vom Kind nicht eher als "Ruhekissen" benutzt, nach dem Motto "jetzt muß ich mich mit der ungeliebten Rechtschreibung nicht mehr rumschlagen"
- gehen dem Kind beim Nachteilsausgleich nicht wertvolle Vokabeln in Englisch z.B. verloren, wenn die ab jetzt nur mündlich abgefragt werden
- wo finde ich Förderung und welche (wenn überhaupt) ist sinnvoll
- soll die Klasse informiert werden im Falle eines Nachteilausgleichs (mein Sohn möchte das nicht, will nicht mehr Zeit bei Schulaufgaben, allerdings fände er es von Vorteil, wenn die Rechtschreibung nicht gewertet wird)
etc, etc,.....
Vielleicht kann uns jemand aus der Unsicherheit helfen und ein paar Ratschläge geben
Vielen Dank!!!!!
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Du siehst das ganz richtig: Jetzt werden die Weichen fürs Leben neu gestellt.
Soll es auf dem Gleis "Ich kann das nicht, ich brauch das nicht, ich gehe mich nichts an" weitergehen?
Du spürst es ja, es wird nie im Leben jemand auf einen "Legasthenikerschein" Rücksicht nehmen, im Gegenteil. Wir lernen alle immer weniger, unsere eigenen Probleme zu lösen, und haben deswegen immer mehr Probleme am Hals. Da fehlt es uns grade noch, dass wir uns um andere auch noch kümmern sollen!
Für mich als Ich-kann-Schule-Lehrer ist "Legasthenie" & Co. schlicht eine faule Ausrede für das immer stärker anwachsende Nichtkönnen von Pädagogik und großteils auch Therapie. Aus allem, was man nicht kann, macht man eine Wissenschaft, dann braucht man nur mit den Augen zu rollen und die Stimme etwas anheben und jeder macht jeden Unsinn mit.
Ich halte es mit den Müttern. Wenn ihr Kind in die Schule kommt, kennen sie es schon 6 Jahre und ich noch gar nicht. Da ist doch ihre Erfahrung das Wichtigste, was mir helfen kann. Deine konkrete Erfahrung sagt Dir ganz genau, dass in Deinem Sohn mehr steckt und dass er es besser kann.
Warum fragt niemand nach Deinem kostbaren Wissen?
Wenn Du in der Schule anmahnst, dass Dein Junge zu Hause manches besser kann, sagt man Dir: "Aber in der Schule kann er´s nicht!" Da wäre es doch allerhöchste Zeit, dass die Schulke VON DIR lernt, wie man zu solchen Ergebnissen kommt wie Du.
Wenn wir es konkret untersuchen, dann finden wir in dieser "Schule" nur ein dominierendes Interesse: den Lehrplanvollzug.
Für Talente interessiert sich dort so gut wie keiner. Oder wann hat zuletzt jemand persönlch mit einem der Talente Deines Jungen geredet? Wann hat jemand seinen Schreibtalenten gesagt, dass er an sie glaubt? Das wäre das Erste, was ich als Ich-kann-Schule-Lehrer tun würde.
Wenn ich mit den Talenten Deines Jungen gute Geschäfte machen will, dann muss ich sie doch wohl zuerst einmal GUT BEHANDELN. Meinst Du, Eurem Bäcker würde noch jemand ein Brot abkaufen, wenn er das nach der Schulordnung an der Bevölkerung vollzieht und schlechte Kopfnoten austeilt, wenn jemand nicht in der Reihe steht und den Mund zu früh aufmacht???
Als Ich-kann-Schule Lehrer tät ich die festgestellte LRS zusammen mit Deinem Jungen erst einkal wieder lockerstellen, damit das nLeben weitergehen kann. Dann würde ich mit ihm klären, dass meine Kollegen ihn bisher nicht hinter dem Ofen hervorlocken konnten. Wir würden uns die Nöte und Hilflosigkeiten von Pädagogen anschauen und dabei erkennen, wie wichtig es ist, dass er sein Problem löst, damit die endlich mal ein Beispiel erleben, dass Problemlösung möglich ist. Er könnte ja seine Fähigkeiten nach geglückter Lösung zum Beispiel auch in Seminaren an Lehrer weitergeben - oich würde sie ihm schicken.
Lösen können die Probleme nur seine TALENTE. Mit denen müssen wir erst mal umgehen lernen. Statt der täglichen frustrierenden Quälerei endlich: Achtung, Anerkennung, Bestätigung, Bestärkung, Bewunderung, Ermutigung, Ermunterung, Interesse für ihre gute Entwicklung und mehr desgleichen.
Du kannst es messen: Wenn ich auch nur eingutes Wort zu seinen Talenten sage, ergibt das sofort eine Verbesserung aller Lebensfunktionen. Wenn ich die bei den üblichen päd. Selbstquälereien mssen würde, müsste ich manchmal den Notarzt rufen.
Es macht keinen Sinn die Klasse oder sonst jemand zu informieren, der nichts zur Lösung des Problems beitragen kann. Wenn Ihr natürlich lernt, die Talente der Betroffenen BESSER zu behandeln als sie selbst, dann habt ihr diese Talente auf Eurer Seite.; dann könnt Ihr sie ggf. über das informieren, was gut in Euer Entwicklungskonzept passt. Die Ich-kann-DSchule zeigt ja: "Wenn ich deine Kräfte BESSER behandle als du, mögen sie mich und folgen mir lieber als dir."
Die Probleme musst weder Du noch Dein Sohn lösen, dafür zuständig sind ganz allein sein Schreibtalente und alle weiteren Talente, die davon berührt werden. Eure Aufgabe ist es lediglich mit den Talenten so gut umzugehen, dass sie ihren Job gern und gut machen.
Eine große Hilfe dafür ist die Schlafsuggestion (Beispiele im Coué Brief 9). Wenn das Kind schläft finden Dewine guten Worte den geraden Weg in die Seele und wirken ganz tief. Du kannst die Kräfte auftanken, kannst ihnen ihre gute Entwicklung ausmalen und sie dafür begeistern - und zuiletzt einen klaren Auftrag dafür geben. Jeden Abend ein paar Minuten, dann gehen die motivierten Kräfte bald gestärkt und motiviert ans Werk.
Ein Schülerduden (manchmal geht es auch mit dem Inhaltsverzeichnis eines Sprachbuchs) hilft Euch, einen konkreten Überblick zu finden. Ich habe immer wieder das erleichterte Aufatmen erlebt, wenn man sieht, wie begrenzt das ist, was man lernen muss.
Ihr könnt es zügig schaffen, Boden unter den Füßen zu bekommen und ein gutes Schreiben zu entwickeln. Ich freue mich auf Euren Erfolg.
Franz Josef Neffe

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