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Kurz vorgestellt
Unsere LRS-Beratungsstelle wurde 1989 als Arbeitsgruppe der sprachwissenschaftlichen Abteilung des Germanistischen Instituts der RWTH Aachen gegründet.
Seit 1994 ist sie beim Amtsgericht Aachen als gemeinnütziger Verein registriert und seit 1995 vom Jugendamt der Stadt Aachen offiziell als Träger der freien Jugendhilfe anerkannt.
Unsere Angebote
Karin schrieb am 27. April 2009 um 12:50 Uhr zum Thema: Viele Fehler beim Abschreiben
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Hallo!
Immer wieder liest man von "verschiedenen Arten der Legasthenie".
Mein Neffe macht nicht nur viele Fehler in Diktaten und freien Texten, sondern auch beim Abschreiben von Texten.
Welche "Art" Legasthenie erklärt diese Problematik bzw. welche Lernbereiche sind in so einem Fall "gestört"???
Wie kann ihm am ehesten geholfen werden?
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Sind nicht die entscheidenden Fragen die:
+ Was konkret in dem betroffenen Kind braucht überhaupt die Hilfe?
+ Worin besteht die Hilfe und was bewirkt sie?
Seit dem KMK-Beschluss vom April 1978 wird in Deutrschland "Legasthenie" gefördert; das Ergebnis ist mehr als auffällig, es will sichs aber scheints niemand auffallen lassen: Wir schreiben heute doppelt soviele Fehler wie vor 30 Jahren. Da drängt sich doch auch die Frage auf: Ist denn das Lösung, was wir da machen und wobei das Problem immer größer wird?
Wir wenden uns mit einem wahrhaft großen Aufwand immer nur an den BEWUSSTEN VERSTAND. Als Ich-kann-Schule-Lehrer habe ich mich gefragt und untersucht, ob der bewusste Verstand überhaupt zuständig ist für das, was wir von ihm wollen. Er ist für fast gar nichts davon zuständig. Alle lebenswichtigen Funktionen in uns werden nicht vom bewussten verstand gelenkt sondern vom UNBEWUSSTEN. Das Unbewusste aber ist ein Tabuthema in der Pädagogik. Wir überfordern also permanent den Verstand und unterfordern ebenso total die unbewussten Kräfte. Ist es da verwunderlich, dass die Probleme wachsen statt zu schwinden?
Das ist aber lange nicht der einzige Fehler. Ein weiterer, folgenschwerer ist: Wir machen ErZIEHung mit DRUCK, d.h. wir machen de facto ErDRÜCKung und merken noch nicht einmal dass wir das Gegenteil von dem tun, was wir zu tun meinen. Ist es da erstaunlich, dass immer mehr das Gegenteil von dem Passiert, was wir wollen. Unsere Nichterfolge sind ja keineswegs, wie wir immer vorschnell sagen, dass die Kinder etwas NICHT können; konkret beobachtet können sie es IMMER SCHLECHTER.
Wenn wir uns also endlich über dieses schlampige Beobachtungsniveau erheben und genauer auf unsere Realität achten lernen, dann wachsen auch die Chancen der Problemlösung.
DRUCK löst das Problem nicht sondern drückt es noch mehr zusammen. Als Ich-kann-Schule-Lehrer arbeite ich folglich mit SOG, d.h. ich lasse mir was einfallen, was ZIEHT. Sog löst.
Ich bedränge auch nicht dauernd die begrenzten bewussten Kräfte sondern spreche direkt mit den Talenten im Unbewussten und würde z.B. deinem Sohn sein Rechtschreibtalent bewundern: "Ich sehe, Dein Schreibtalent ist besonders fein; mit dem kannst Du interessante Sachen schreiben. Das werden wir gut entwickeln. Wie fühlst Du dich dabei?" Natürlich fühlt er sich gut, wenn ich ihm etwas Gutes über seine Talente und deren gute Entwicklung sage. Mit guten Worten über die GÜTE seiner Talente füttere ich diese Talente; mit guten und verständnisvollen Worten über seine Schwächen füttere ich seine Schwächen. Was soll denn wachsen? Wenn nicht die (Rechtschreib-)Schwäche sondern die (Rechtschreib-)Stärke stark werden soll, warum stecken wir dann unsere ganze Energie in die Schwächen und streiten noch heftig dafür, dass die Sträken nicht da sind und es nie können werden? Was würdest Du dir denn denken, wenn Du dir als geschwächte Stärke dieses Geschwätz über dich anhörden müsstest? Würdest Du dich nicht beleidigt und gekränkt zurückziehen und nie mehr etwas mit diesen Stümpern zu tun haben wollen?
Anders herum: Was hindert Dich, die Rechtschreibtalente Dines Kindes besonders zuvorkommend zu behandeln, ihnen ihre Güte zu bestätigen, Dich lebhaft für ihre GUTE Entwicklung zu interessieren, ihnen diese gute Entwicklung mit suggestiver Begeistertung auszumalen und sie herauszufordern, ja, euinen klaren Auftrag dafür zu geben? Wie würdest Du dich als verzagtes Rechtschreibtalent fühlen, wenn endlich einmal in diesem Leben ein Mensch deine wahre Größe wenigstens zu ahnen scheint und sich auch noch lebhaft dafür interessiert und Dich ermutigt, allen zu zeigen, was Du wirklich kannst? Im Grunde ist es doch ganz einfach.
Als Mama kannst Du auch noch die Schlafsuggestion besonders gut nutzen. Wenn Dein Kind schläft, hat der bewusste verstand Pause und plappert nicht dazwischen; dann kannst Du direkt und ungestört mit den zuständigen Talenten im Unbewussten sprechen, die auf den Weg bringen, stärken, herausfordern, am Erfolg orientieren und sie losschicken und schließlich anerkennen! Jeden Abend ein paar Minuten. Wenig Aufwand und gezielte suggestiv wirksame Stärkung und Steuerung der Entwicklung. Ich freue mich auf Euren Erfolg!
Franz Josef Neffe