Noch Fragen? Senden Sie uns Ihre Nachricht!
Kurz vorgestellt
Unsere LRS-Beratungsstelle wurde 1989 als Arbeitsgruppe der sprachwissenschaftlichen Abteilung des Germanistischen Instituts der RWTH Aachen gegründet.
Seit 1994 ist sie beim Amtsgericht Aachen als gemeinnütziger Verein registriert und seit 1995 vom Jugendamt der Stadt Aachen offiziell als Träger der freien Jugendhilfe anerkannt.
Unsere Angebote
safira schrieb am 31.10.2012 um 21:33 Uhr zum Thema: Englisch und Legasthenie
_________________________________________________
Hallo ich habe mal eine Frage, mein Sohn ist annerkannter Legastheniker (die Schule erkennt erstmal nur in der 5ten Klasse an, danach machen sie einen eigenen Test). Nun meine Frage. Sie haben einen Englischtest geschrieben wo sie die englischen Wörter ins Deutsche übersetzen sollten. Z.b. chair-Stuhl. Mein Sohn hat aber stuhl geschrieben, da hat er einen halben Punktabzug bekommen. Ist das korrekt?? Ich finde es sehr schwer, sowas auseinander zuhalten, ab wann und wo eine Legathenie zählt. Dann haben sie einen Test in "wörtlicher Rede" bearbeitet. Der Text stand da. In der ersten Reihe hat er die "wörtlichen Reden" unterstreichen müssen und hat es richtig gemacht. Nur bei der Zeichensetzung hatte er Probleme. Der Test oder die Arbeit, weiss ich jetzt nicht, wurde nicht bewertet. Wer hat schon ähnliche Erfahrungen gemacht und kann mich vielleicht in diesen Sachen aufklären. Vielen Dank vorab
-------------------------------------------------
Du weißt es und wir alle wissen es: Das ist ungerecht.
Nicht nur der Punkteabzug in einem künstlichen, sterilen, toten System.
Vor allem ist ungerecht, dass die Schule LERNEN auf den Rest reduziert, den sie selbst noch irgendwie einigermaßen kann.
Warum schrieben wir noch vor 35 Jahren halb soviel Rechtschreibfehler wie heute???
Ist Legasthenie eine Seuche, die uns nach und nach alle auffrisst???
Nach meinen jahrzehntelangen Erfahrungen und Recherchen für die Ich-kann-Schule sehe ich in der sog. Legasthenie eine konstruierte Kunstkrankheit, mit der die Pädagogen von ihrer eigenen erschreckend schlechten Beziehung zum Schreiben ablenken. Nicht wenige Lehrkräfte haben Angst vor dem Schreiben oder hassen es sogar aufgrund eigener unbewältigter Erlebnisse. Sie meinen, wenn sie den Lehrplan vollziehen, sei alles Nötige getan. Sie verdrängen ihre vernichtende, störende, blockierende Wirkung und unterrichten und richten damit alle und alles nach unten.
In der Ich-kann-Schule frage ich mich, was dahintersteckt, dass Dein Junge statt "Stuhl" "stuhl" schreibt. Ich habe beobachtet, dass das UNBEWUSSTE - die Instanz, die die Lebensfunktionen steuert - Kinder Fehler machen lässt, um den Lehrer zu testen:
Wird er wieder nur den Fehler sehen und nicht wie schlecht es den für die Lösung zuständigen kräften geht?
Wird er diese Kräfte wieder für dumm und unfähig ansehen und anreden und sie damit noch mehr demütigen und kränken und schwächen und in die Flucht schlagen?
Oder wird er sich endlich der verkehrten Behandlung bewusst, entschuldigt er sich, bestätigt er den Talenten ihre Güte, stärkt sie und richtet sie auf, glaubt an sie, wird ihnen ein Freund und führt sie verlässlich in Wachstum und gute Entwicklung?
Meine verstorbene Kollegin H. Prem hat immer deutlich gesagt, dass Legasthenie KEINE LERN- sondern eine LEHRschwäche ist.
Wenn es meine Kollegen nicht können, solltest Du an die sensiblen, genialen, feinen, alles entscheidenden Geistes- und Seelenkräfte Deines Jungen glauben und ihnen reichlich und regelmäßig geben, was sie brauchen: Achtung, Anerkennung, Aufrichtung, Bestätigung, Bestärkung, Bewunderung, Intertesse für ihre gute Entwicklung, Glaube an sie, Ermunterung, Ermutigung und mehr desgleichen.
Das solltest Du ausstrahlen - Strahlen wirken tiefer als Worte. Das sollte Dein Junge von Dir lernen und selbst so mit seinen Kräften umgehen.
Jeder Mensch kann gut schreiben + lesen lernen. Mit dem sog. Legasthenikerpass kommst Du nur über künstlich errichtete Grenzen aber über keine einzige echte Grenze.
Gerechtigkeit brauchen erst einmal die betroffenen Talente: lebendige Gerechtigkeit, formale genügt nicht.
Als erstes müssen immer wir selbst unseren Kräften gerecht werden. Wenn ich selbst von meinen Talenten schlecht denke und sie verhungern lasse, machen mir das alle nach.
Das kann man leicht ändern.
Ich freue mich auf Euren Erfolg.
Franz Josef Neffe
Chair