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Übungsmaterial für Kinder mit LRS

Gast , 16.08.2003 18:07
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Gast

Geschichten für Nichtleser

Zu Zeiten des großen Verlagssterbens gründet die Berliner Lerntherapeutin Bettina Klamann den Verlag deutex vor allem für Kinder, die nicht gern lesen.

Kinder, die nicht gern lesen, müssen später nicht unbedingt einen Bogen um Bücher machen. Ein großer Teil dieser Kinder leidet unter der Lese-Rechtschreib-Schwäche, auch als Legasthenie bezeichnet. Lehrer und Eltern erleben häufig, wie diese Kinder versuchen, das Lesen zu vermeiden, indem sie probieren Worte zu erraten oder die Hausaufgaben oder Bücher „vergessen“ oder sich Aufgaben offen verweigern. Gelingt ihnen das nicht, so reicht die Reaktionsbreite von Unlust über Kasperei bis hin zu Aggressivität. Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten nehmen zu, wie nicht nur die PISA-Studie 2000, sondern zuletzt auch die Bildungsstudie von UNICEF im November 2002 gezeigt hat. Die Ursachen dafür werden häufig unbemerkt im Kleinkind- und Kindergartenalter gelegt. Mangelnde Bewegung beeinträchtigt die sprachliche Entwicklung ebenso wie fehlendes Training von optischen Feinheiten.
Stellen sich in der 2. oder 3. Klasse, manchmal auch erst in der 5. oder 6. Klasse die ernsthaften Schwierigkeiten in der Schriftsprache heraus, ist oft guter Rat teuer. Die geistige Entwicklung der Kinder, ihre Interessen sind weit über den Anfangssprachunterricht hinaus gewachsen – ihre Fähigkeiten, Worte in Silben zu gliedern, liegen jedoch oft erst beim Niveau von Erstklässlern. Die kleinen Geschichtchen aus den Fibeln langweilen diese Kinder, aber für die sprachlichen Finessen ihrer Altersgruppe fehlen ihnen die Voraussetzungen.
In diesen Zwiespalt greift Bettina Klamann mit ihrem Verlag deutex ein. Mit geschultem Sprachgefühl einer Autorin für Lyrik und Kurzprosa und mit dem Wissen einer Lerntherapeutin entstehen weitgehend lautgetreue Geschichten, die sich verschiedenen Interessen von Kindern zuwenden. Zum Beispiel Pferdegeschichten für Mädchen oder Judo- und Gespenster-Geschichten. Ein großer Dichter hat sein Handwerk einmal als „Silberschmiedekunst“ bezeichnet, auf die Lesegeschichten vom Verlag deutex trifft dieser Vergleich im besonderen Maße zu.
Aber warum ist es nötig, dafür gleich einen Verlag zu gründen? Bettina Klamann beschreibt ihre Idee so „In der Forschung auf dem Gebiet der Sprachentwicklung und ihrer Störungen haben sich in den letzten 10 Jahren die Erkenntnisse überschlagen. Teilweise stehen sie auch immer noch strittig nebeneinander. Deshalb werden Kinder mit Lese-Rechtschreib-Schwäche teilweise immer noch falsch therapiert. Ursachen werden im Elternhaus gesucht; Kinder bekommen Ergo- und Psychotherapie – aber es fehlt das spezifische Training am eigentlichen Defizit dem Lesen und Schreiben. Das mache ich mit den Kindern, die in meine Stunden kommen. Die Kinder kommen 1-2mal pro Woche, unterstützt durch das Jugendamt. Und nach etwa zwei Jahren sieht man, wie sie beginnen ihren Rückstand aufzuholen. Doch das gelingt nur, wenn man sie mit genügend Materialien konfrontieren kann. Oft fehlte mir das Material, deshalb habe ich eigene Vorbereitungen verwendet. Ich möchte mir diese Mühe nicht nur für die zehn, fünfzehn Kinder gemacht haben, die durch mich betreut werden.“
Und noch eine andere Erfahrung steckt hinter dem Konzept des Verlags deutex. Die auf dem Mark erhältlichen Schul- und Therapiematerialien sind enorm teuer. Um Käufer anzuziehen, werden sie auf Hochglanzpapier, mit Hardcover und in Farbe gedruckt und intensiv beworben. Nur das sichert den Absatz. Es sichert noch nicht den Lernerfolg der Käufer. „Ich produziere einfacher und billiger. Durch Farbbilder lernt kein Kind Lesen. Manchmal lässt sich mit einer Heftung flexibler arbeiten als mit einem gebundenen Buch, weil ich dem Kind nur einen Teil vorlege und es deshalb nicht erschreckt und fürchtet, vor der gesamten Aufgabe zu versagen. So kann ich gutes Therapie- und Schulmaterial für unter 10 EURO anbieten.“
Noch rechnet sich die Mühe, die die Berliner Autorin und Lerntherapeutin in ihr Projekt gesteckt hat, nicht. Aber das darf man nach einem viertel Jahr auch bei anderen Unternehmen nicht erwarten. Allerdings haben sich nicht nur die ersten zufriedenen Käufer eingestellt, sondern auch schon andere Autoren beim Verlag deutex beworben, die ähnlich denken wie Bettina Klamann. Nicht reich und berühmt werden steht im Vordergrund, sondern ein soziales Anliegen kosteneffizient umzusetzen, sprich in erster Linie Sinn zu stiften. Wer das Projekt verfolgen will oder Rat und Hilfe bei Lese-Rechtschreib-Schwäche sucht, der kann den Verlag unter www.deutex.de im Internet aufsuchen.

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Kurz vorgestellt

Unsere LRS-Beratungsstelle wurde 1989 als Arbeitsgruppe der sprachwissenschaftlichen Abteilung des Germanistischen Instituts der RWTH Aachen gegründet.


Seit 1994 ist sie beim Amtsgericht Aachen als gemeinnütziger Verein registriert und seit 1995 vom Jugendamt der Stadt Aachen offiziell als Träger der freien Jugendhilfe anerkannt.

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