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LRS+Rechenschwäche

Gast , 16.06.2008 21:27
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Gast

Hallo bei meinem 10 jahre alten Sohn haben sie jetzt beides festgestellt.Im Sommer kommt er in die 5 Klasse der Hauptschule.Die neue Schule hat keine i-Klasse also ganz normaler Unterricht.Ob das gut geht? Hat jemand Erfahrung?Außerdem sollen wir uns auch um eine Therapie kümmern oder ist Nachhilfe genauso gut?Ich würde mich freuen wenn mir jemand hilfreich antwortet,kamm mir nach der Diagnose vor wie wenn mann mir ein Brett vor den Kopf geschlagen hat.
Julia

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Gast

"Dia-gnose" ist ein griechisches Fremdwort und bedeutet auf Deutsch DURCHBLICK. Hast Du einen konkreten Grund, anzunehmen, dass die, die die "Diagnose gestellt" haben, den Durchblick haben? Dann hätten sie Dir und Deinem Kind damit doch eine Last von der Seele nehmen und einen konkret gut gangbaren Weg in die Zukunft zeigen können müssen, oder?
Seit dem KMK-Beschluss vom April 1978 wird in Deutschland "Legasthenie" gefördert, also seit 30 Jahren. Ich meine, in 30 Jahren sollte ein Modell doch ein Erfolgsmodell werden können, und dann müssten die Erfolge bekannt sein und auf dem Tisch liegen. Kennst Du einen? Hat man Dir einen - wenigstens einen - gesagt, um Dich und Dein Kind zu ermutigen und Euch zu zeigen, dass Euer Leben jetzt - infolge der Diagnose - wieder einen Sinn hat und dass es Euch in Zukunft besser gehen wird? Wie soll das geschehen? Wenn man es weiß, sollte man es doch sagen können!
Hast Du überhaupt schon einmal geprüft, ob die Lehrer Deines Sohnes selber rechtschreiben können und wie sie sich dabei anstellen, Kinder dafür zu begeistern? Freuen sich die Lehrer Deines Kindes übers schreiben oder ist es für sie selber eine Qual und etwas, dessen Sinn für sie ein Buch mit sieben Siegeln ist? Wenn sich der Lehrer nämlich selber beim Schreiben QUÄLT, dann ist er kein Vorbild für Schreiben sondern ein Vorbild für SchreibQUAL und dann lernt man bei ihm auch nicht schreiben sondern sich mit Schreiben zu quälen. Wenn Du exakt beobachtest, ist es nicht zu übersehen. Und es sit doch auch wohl logisch, wenn man - einem verkehrten Vorbild folgend - seine Talente jeden Tag QUÄLT, dass die dann über kurz oder lang streiken. Was tätest denn Du in so einem Fall?
Und genau an diesem Punkt, wo es höchste Zeit für die Pädagogik wäre, endlich dazuzulernen, schiebt sie einfach ganz primitiv den Schwarzen Peter weiter, indem sie "prüft", was sich von den Talenten, mit denen sie dermaßen vernichtend umgegangen ist, noch sehen lässt. Tätest Du dich da sehen lassen? Also ist das "Ergebnis" eindeutig Das Kind kann es nicht, und weil es sich gegen alle weitere Vergewohltätigung fortwärhend passiv oder gar aktiv zur Wehr setzt, muss es ja abnormal sein. Als braucht die "Krabkheit" einen Namen, am besten was Griechisch-Lateinisches griech."legein" = "lesen" + "asthenäs" = "schwach" - Rumms, schon ist die Lese(Rechtschreib)schwäche fertig und die Pädagogik kann perfekt sur dumm bleiben.
Ich bin auch ein Pädagoge (von griech. "pais" = "Kind" und "agein" = "führen"), also ein Kinderführer. Ein Kinderführer bedrängt und drückt und erpresst und schiebt nicht, er ZIEHT VORAUS und zwar in den Erfolg hinein. Welchen Lehrer - auch das Wort Lehrer (von germ. LAISTI = die Fährte) bedeutet, mit gutem Beispiel voranzugehen - kennst Du, der weiß wie das geht? Wenn es einen gibt, würde ich mich an ihn halten.
Wenn es keinen gibt, ist es sinnvoll, sich darauf einzustellen, dass man das Problem selber löst. Das ist - bei Sorgfalt - gar nicht so schwer.
Womit könnte man ein Problem lösen, wenn nicht mit den TALENTEN?
In der neuen Ich-kann-Schule ist der Umgang mit den Talenten das A und O. Du brauchst ja nur selbst hineinzufühlen, wie Du dich als Talent Deines Sohnes fühlen würdest, dann weißt Du, um was es da geht.
Würdest Du dich mit Freuden voll entfalten, wenn man dir als erste sagt, dass Du blöd bist? Und wenn man dann noch darauf herumreitet, dass das eine wissenschaftliche Diagnose sei? Dieses Getue von oben herab hat in der Ich-kann-Schule keinen Platz. Da würde ich mich in so einem Fall sogar körperlich kleiner machen und mich so hinsetzen, dass ich zu Deinem Sohn aufschauen kann, und dann würde ich ihn fragen, wie er sich dabei fühlt, um ihm den Unterschied zwischen "von oben herab" und "von unten hinauf" bewusst zu machen. Wenn ich nämlich mit seinen verschreckten Talenten VON UNTEN HINAUF rede, dann kommen sie wieder raus. Und wenn ich ihnen ein echter Freund bin, dann werden sie auch meine Freunde. Stell Dir das einmal bildhaft vor die Talente Deines Sohnes meine Freunde! Sie können genauso gut Deine Freunde werden. Besonders die Talente, für die er sich inzwischen schämt und die er gar nicht mehr raus lässt, aus Angst, wieder eins draufzubekommen. Genau diese Talente sind aber am sensibelsten und das heißt, dass man - bei gutem Umgang - gerade mit ihnen das Meiste erreichen kann. Davon hat natürlich eine Pädagogik, die immer dann Talente abschreibt, wenn sie selber nicht kann, keine Ahnung.
Talente sind LEBENWESEN und Lebenwesen haben HUNGER. Talente füttern heißt auf psychologisch SUGGERIEREN = von unten hinauf geben, und zwar AUF FEINE WEISE, das zeigt uns das deutsche Wort GESTE, das darin steckt. Als Lehrer wie als Mensch würde ich grundsätzlich seine am wenigsten entfalteten Talente am feinsten und am meisten bewundern. Wer braucht denn etwas zu Essen, wenn nicht der, der in seiner Entwicklung zurückgeblieben ist??? Und die Nahrung für ALLE Talente ist Anerkennung, Hochachtung, lebendiges Interesse, Zuweisung von Chancen u.dgl.m. Ich experimentiere damit seit über 30 Jahren, die Möglichkeiten, die hier liegen, sind ganz enorm und sie sind ganz einfach zu nutzen. Es finden oft geradezu stürmische Entwicklungen statt. Das sollte einen nicht von Sorgfalt und Behutsamkeit abbringen, denn man ist selbst immer LEARNING BY DOING.
Es dürfte kein Zufall sein, dass Du die "Diagnose" als "Brett, das man Dir vor den Kopf schlägt" WAHRgenommen hast. Überlege einmal, was Dir Deine WAHRnehmung damit alle eröffnet!
Könnte es u.a. heißen
Schütze dich und dein Kind!
Lerne SELBST, mit Dir und Deinen Talenten EINS zu werden und lass Dich nie mehr von ihnen abbringen; lass es Dein Kind von dir lernen!
Entfalte und entwickle dich vor allem da, wo andere behaupten, dass es nicht geht!
Kümmere dich nicht um andere sondern um dich selbst!
Fällt Dir nicht noch viel mehr ein?
Du weißt ja Brave Mädchen kommen in den Himmel, böse überall hin - und ihre Kinder auch. Ich setze auf Eure Talente, besonders auf die, die Ihr angeblich nicht haben sollt, und wünsche Euch Erfolg, dass allen die Spucke wegbleibt.
Mit herzlichen Grüßen
Franz Josef Neffe

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Unsere LRS-Beratungsstelle wurde 1989 als Arbeitsgruppe der sprachwissenschaftlichen Abteilung des Germanistischen Instituts der RWTH Aachen gegründet.


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